Erst am Ende unseres Weges stehen die Antworten (Lao-Tse, chin. Philosoph, 6 Jh. v. Chr.)

So schnell sind also 3 Wochen um. Dies hier ist der 7. und damit letzte Beitrag zu meiner Reha in Clausthal-Zellerfeld. Heute möchte ich also mit dir zurückblicken und ein Fazit ziehen. Was war gut? Was war eher nicht? Ich berichte dir, ob ich meine therapeutischen Ziele und auch die persönlichen Ziele, welche ich für mich bzw. in Kooperation mit der Ärztin festgelegt habe, erreicht hab.

Einige der nachfolgenden Punkte benötigen vielleicht mehr Erläuterung als andere, vieles habe ich schon in den vorigen Berichten erwähnt, ich verlinke dir dann die jeweiligen Beiträge zum nachlesen…


+ + + Positiv + + +

  • die Organisation der Reha
    • Vom Empfang bis zur Abreise gibt es hier nichts zu meckern.
  • das Essen (siehe hier)
  • Bogenschießen und Hydro-Jet Massage (siehe hier)
  • Umgebung/Natur (siehe hier)
  • Hygiene Maßnahmen (siehe hier)
  • gute Mischung der Therapieangebote (siehe hier)
  • super freundliches Personal
    • Von der Reinigungskraft bis zum Küchenpersonal. Ärzt*innen, Pfleger*innen und Therapeut*innen: Alle stets hilfsbereit, immer gut gelaunt und sehr freundlich.
  • persönliche Ziele erreicht (Buch, Musik, Bewegung, Natur, Allein-Zeit)
    • Ich habe einen Roman gelesen, ein weiteres Buch bis zur Hälfte.
    • Ich habe wirklich viel Musik gehört beim Spazieren in der Natur.
    • Ich hab fast täglich mein gesetztes Schrittziel erreicht, viele Ausflüge gemacht und sehr die Natur und Umgebung genossen.
    • Ich habe es tatsächlich allein durchgezogen, habe mich wie geplant aus den Grüppchenbildungen rausgehalten und kenne nur von 2 weiteren Mitpatient*innen den Namen.
  • Post von Anne😊
    • Wirklich gefreut habe ich mich eines Morgens über eine Postkarte in meinem Brieffach. Normal liegen da immer nur die Therapiepläne oder sonstiger organisatorischer Kram. Aber da war auch eine wundervolle, liebe Postkarte die mir mehr als nur den Tag versüßt hat. Vielen lieben Dank Anne!☔️💚

+ / – Neutral + / –

  • WLAN
    • Das kostenlose WLAN funktioniert nur so mittelmäßig. Sehr geringe Bandbreite, ständige Abbrüche der Verbindung, nicht überall Empfang. Typisch für Deutschland, könnte besser sein aber dennoch gut das es es gibt.
  • Ziel: kognitive Besserung
    • Das therapeutische Ziel meine Konzentration und Merkfähigkeit zu verbessern habe ich nicht wirklich erreicht. Hier ist weder eine Besserung noch eine Verschlechterung eingetreten. Ich muss dazu sagen, dass ich aber momentan eher kaum Probleme diesbezüglich habe und daher auf recht akzeptablem Niveau bin.
  • Ziel: Abnehmen
    • Aufgrund des Essens in der Klinik (und fairerweise auch der Umgebung – siehe hier und hier) habe ich „nur“ 1 kg abnehmen können. Ist denke ich aber OK, da zu viel auf einmal auch ungesund ist und ich die regelmäßigen Mahlzeiten nicht so gewohnt bin.

– – – Negativ – – –

  • Wasserdruck niedrig und Temperaturschwankungen in der Dusche
    • Ich weiß ja, Wechselduschen sind gut für den Kreislauf und so… Trotzdem hätte ich gern konstante Temperaturen und auch etwas mehr Druck, diese sanfte Berieselung ist nix für mich.
  • Fenster lassen sich nicht vollständig verdunkeln
  • Seife/Desinfektionsmittel auf Zimmer fehlt
    • Das hätte ich irgendwie vorausgesetzt. So musste ich im nächsten Supermarkt noch was besorgen.
  • die erwähnte Reservierungsmentalität im Speisesaal und in den Listen (siehe hier ein weiteres Highlight zu den beteits beschriebenen war als die Reinigungskraft 2 Wäscheständer aus einem Patienzimmer zurück in den Waschraum in den Keller brachte… Hauptsacheman denkt nur an sich 🙄)
  • Wochenende wenig Programm (Auto von Vorteil)
    • Samstags ist kaum etwas auf dem Plan, Sonntags nichts. Dummerweise hatte ich auch einen Feiertag in der Reha. Es bietet sich definitiv an mobil zu sein. Den Ort hier hat man relativ schnell erkundigt, die Busverbindungen sind manchmal nicht sonderlich zuverlässig. Ich bereue es nicht kurzfristig von meinem Plan mit der Bahn anzureisen abgewichen zu sein.
  • alles im Schnelldurchlauf kurz angerissen, nur reinschnuppern
    • für ausführlichere und tiefergehende Therapien sind 3 Wochen einfach zu knapp, mit einer Verlängerung mag sich dies vielleicht nicht mehr so anfühlen.
  • Ziel: Treppe/Ausdauer/Kräftigung
    • Das Ziel besser 3 Etagen anstatt 2 Treppen zu steigen ist nicht erreicht. Ich bin nach 2 Etagen immer noch so außerordentlich erschöpft, dass ich eine Pause benötige. Generell spüre ich nur eine minimale Besserung was Ausdauer und Kraft angeht, hier hab ich leider mehr erwartet (ist aber fairerweise nicht die Schuld der Klinik, eher die meines Gesamtzustands).
  • Ziel: Krankheitsverarbeitung
    • Bei dem Thema ist nicht wirklich viel passiert. Vielleicht einer der Nachteile „unter dem Radar“ zu laufen, ich gehöre ja nicht richtig zu den onkologischen und nicht zu den psychosomatischen Patient*innen. Hier hätte es bestimmt spezifischere Gruppen zum Austausch mit gleich Betroffenen gegeben.
  • Nur Blutkontrolle bei Aufnahme
    • Hier hätte ich mir in meiner Situation 1-2 Kontrollen mehr gewünscht, da ich auch gerade dabei bin die Steroid-Therapie komplett abzusetzen und ich den Medikamentenspiegel des Cyclosporin im Auge behalten sollte.

Alles in Allem hatte ich eine gute Zeit im Harz. Ich hab Energie, Kraft und Mut getankt. Konnte meine Gedanken sortieren und einige Pläne für die nahe Zukunft machen, habe einiges gelernt und neues entdeckt. Hatte viel Zeit für mich und hab das generell mehr wie eine Auszeit bzw. einen Urlaub allein gesehen. Ich kann die Klinik hier uneingeschränkt empfehlen und würde jederzeit wieder eine Reha hier absolvieren! Für mich war der Zeitpunkt der Reha nicht so optimal, da ich ja noch in der Diagnostik stecke und somit ohne feste Diagnose hier mehr oder weniger unter dem Radar geflogen bin. 🤷🏼‍♂️

Wie geht es nun für mich weiter fragst du dich vielleicht? Also ich werde arbeitsunfähig entlassen. Im Februar ca. soll ich schauen, inwiefern ich mir die Arbeit zutrauen würde bzw. wie sich bis dahin mein Allgemeinzustand entwickelt hat. Ich habe Empfehlungen erhalten die besagen das ich kein Publikumsverkehr haben sollte (aufgrund der Immunsuppressiva) und keine Nachtschicht arbeiten sollte (wg. Fatigue, Blutdruck und der Depression). Die nächsten Tage hab ich einiges an Organisation vor mir. So muss ich zum Hausarzt (AU, Vitamin B12 bestimmen lassen, erc.), zur Fachärztin (HB, Ciclo-Spiegel bestimmen lassen), einen Termin an der MHH machen (Humangenetik), Reha-Sport suchen und anfangen, eventuell die Nervenenden beim Neurologen messen lassen und ich hab mir vorgenommen die altersentsprechenden Vorsorgeuntersuchungen plus Hautkrebsscreening zu machen.


Ich danke dir fürs Lesen, die Nachrichten und Kommentare! Bald gibt es dann wieder andere Beiträge hier. Einen recht ernsten und für mich sehr bewegenden Beitrag habe ich bereits in Planung, wird aber noch ein bisschen dauern, da ich mich erst um einige andere Sachen kümmern muss. Sei also gespannt und abonniere doch vielleicht den Newsletter, falls du das noch nicht getan hast…

Was ist bei dir denn so aufregendes in den letzten 3 Wochen passiert? Auf was Blickst du positiv oder negativ zurück? Schreib mir doch gern einen Kommentar!