Morgens Fango, Abends Tango?
Das ist aus der Historie das, was die meisten mit der Bezeichnung „Kur“ in Verbindung bringen. Heutzutage ist es aber eine Reha und hat mit diesem Fango/Tango-Spruch nicht mehr viel gemein. Damit du dir ein Bild von dem machen kannst, was hier so tagsüber zum Programm gehört, schreibe ich diesen Beitrag…
Jeder Patient hat ein Therapiebuch und um die Mittagszeit wird der Plan für den nächsten Tag in die persönlichen Briefkästen ausgeteilt. Generell möchte ich erwähnen, dass der ausgehändigte Therapieplan schon recht eng getaktet ist. Man muss sich des Öfteren beeilen, um pünktlich beim nächsten Termin zu sein. Gerade in der Anfangszeit gestaltet sich dies schwierig, da man die Räumlichkeiten nicht kennt und erstmal den Ort der nächsten Anwendung finden muss. Auch ziehe ich mich hier gefühlt 5x am Tag um. Jeans und Pulli zum Frühstück, Badesachen für Aquafitness, Sportsachen fürs Ergometer, Jeans und Pulli für Mittag und Vorträge, witterungsangepasste Sportklamotten für Walken im Freien, Hallenschuhe für Gymnastik, wieder Jeans und Pulli für Abendessen und danach dann Sportsachen für die Muckiebude… Puuuuuuuuuh! So fühlen sich also Models auf einer Modenschau.😂 Du fragst dich ob ich da nicht ein paar mal umziehen einsparen könnte? Die Klinikordnung verlangt angemessene Kleidung im Speisesaal (keine Sportsachen), was auch immer das bedeuten möge…😉
Ich schweife vom Thema ab! Also weiter im Text… Bevor es jetzt etwas detaillierter los geht, noch ein kurzer Hinweis: Ich beziehe mich in diesem Beitrag auf die Therapien und Vorträge, die ich verordnet bekommen habe. Sicherlich gibt es weiterhin noch mehr Angebote, dazu kann ich aber nicht wirklich etwas sagen.
Vorträge
In den ersten 1,5 Wochen hatte ich sehr viele verschiedene Vorträge. So stellt sich einmal jede Fachabteilung vor und präsentiert den Rehabilitanden was es so im jeweiligen Angebot gibt. Von der Tourist Information bekommt man viele Tipps für Unternehmungen an den Wochenenden. Ausflüge und Aktivitäten können gemeinsam geplant und je nach Bedürfnis abgestimmt werden. Die Klinikleitung stellt sich vor und erzählt etwas zu den Abläufen im Haus, die jeweilige Fachabteilung (bei mir die Onkologie) stellt sich ebenfalls vor. Eine Seelsorgerin stellte sich auch vor. Es gibt einen Raum der Stille und Andachten, sowie ein offenes Ohr wenn man mal eins benötigt. Es gibt weiterhin Info-Veranstaltungen zum Thema Rente, Schwerbehinderung, den jeweiligen spezifischen Erkrankungen, der Onko-Psychologie. Aber auch arbeitsbezogene Themen werden behandelt. Wie mit Stress umgehen? Wege zurück in die Arbeit… Auch das Entlass-Management wird erläutert. Wie wird man eingeschätzt? Welche Tätigkeiten sind nach der Reha noch möglich, welche Einschränkungen gibt es? Wird man arbeitsfähig entlassen? – All diese erzielten Ergebnisse der Therapeuten und Ärzte sind dann aber nicht in Stein gemeißelt, sondern lediglich eine Art Empfehlung.
Ein großer Fokus liegt auf Informationen rund um das Thema „Ernährung“. Hier wird erläutert, welche Lebensmittel eher gut sind und welche eher sparsam dosiert werden sollten. Ebenfalls gibt es krankheitsbezogene Ernährungs-Informationen, gezielte Tipps fürs Abnehmen, etc.
Therapien
Ich hatte die Möglichkeit mit einer Onko-Psychologin zu sprechen, mit der Sozialberatung bezüglich weiteren Angeboten der Rentenversicherung und zum Thema Nachsorge nach der Reha. Es gibt ein Pflegegespräch wo man nochmal schauen kann ob alles so passt oder es irgendwelche Beschwerden gibt. Eine Chefarzt-Visite und die Visite mit der Bezugs-Ärztin.
In der Polyneuropathie Gruppe werden die Missempfindungen (bei mir teilweise durch das Immunsuppressiva ausgelöst) gezielt behandelt. Durch Igelbälle, Massagegeräte, etc. können die betroffenen Stellen stimuliert werden. Auch für die Feinmotorik gibt es hier Gerätschaften und Werkzeuge.
Essen kochen durfte ich auch in der Lehrküche. Hier wird in kleiner Gruppe unter Anleitung einer Ernährungsberater*in ein gesundes 3-Gänge Menü gezaubert, sogar Kekse haben wir gebacken. – Auch hier muss ich wieder sagen: Es war sehr lecker!
Zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten habe ich eine Gruppe, in der spielerisch der Kopf wieder etwas mehr in Wallung gebracht werden soll (Stadt, Land, Fluss, Schiffe versenken, Memorie, Ich packe meinen Koffer). Auch gab es eine Testung am PC mit verschiedenen Aufgaben mit Bezug auf Merkfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit/Koordination.
Zur Entspannung gibt es für mich die Atemtherapie (meist an der frischen Luft mit kleinen Übungen um gut in den Tag zu starten), Tai Chi Qi Gong, Klangschalenmeditation und Überwassermassagen (Hydro-Jet). Die sind echt ein Highlight und tuen sehr gut!
Nun soll der Sport aber auch nicht zu kurz kommen. Die Reha-Klinik ist modern eingerichtet (wie auf dem Beitragsbild oben zu sehen)😁. Es gibt eine Medizinische Trainingstherapie, die Muckiebude, in der man nach kurzem Aufwärmen auf dem Stepper, Laufband oder Ergometer dann gezielt an Geräten nach Trainingsplan „pumpen“ kann. Die MTT steht auch in den Abendstunden sowie am Wochenende für freiwilliges Training zur Verfügung.

Außerdem gibt es einen Ergometer-Raum mit diversen Rädern. Ein Schwimmbad mit Sauna steht für Aquafitness zur Verfügung und ist auch in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet. Ich habe zusätzlich noch „Sportmotorik“, dies ist im Prinzip eine Art Gymnastik-Gruppe. Hier gibt es unterschiedliche Intensitäten. Je nach Fitnessgrad wird man eingeteilt und dementsprechend anstrengend sind dann die Übungen.
Ich hab mich auch für das Walking eintragen lassen. Hier wird 30 min in höherem Tempo um die Klinik gewalkt. War für mich der beste Weg zu sehen, ob ich mein generelles Therapieziel erreichen kann. 30 min am Stück zügig gehen…
Zu guter Letzt: Eines meiner absoluten Highlights, das intuitive Bogenschießen! Bei schönem Wetter im Freien, sonst in der Halle, darf hier nach Einweisung in Materialkunde, Bewegungsablauf und Verhaltensregeln, mit einem Recurvebogen geschossen werden. Das macht wirklich sehr viel Spaß! Ich schaue schon wo ich das nach der Reha dann weiter machen kann! Bogenschießen ist auch wunderbar für die Psyche, da es eine der wenigen Sportarten ist, in der man aktiv loslassen muss um erfolgreich zu sein. Den Tipp habe ich von meiner Therapeutin während des letzten Aufenthalts in der Tagesklinik bekommen. 🙂
Das war es im Großen und Ganzen… Ganz schön viel Material gequetscht in die 3 Wochen! Ich muss dazu sagen, dass am Wochenende meist nicht so viel stattfindet. Manchmal ist es wie oben erwähnt schon recht stressig mit dem hin und her… Ein Problem mein tägliches Schrittziel vollzubekommen habe ich hier eher nicht. 😎
Warst du schonmal in einer Reha? Kommt dir davon etwas bekannt vor? Schreib mir doch gern einen Kommentar.
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